Daniela Ziegler: "Darum scheiterten meine Lieben" (2025)

Daniela Ziegler ist gefeierter Musicalstar und Schauspielerin. Privat lebt sie allein. Ein Gespräch über gescheiterte Beziehungen und den vermeintlichen Ruhestand.

Von Constantin Beck-Mannagetta

Die Neugier ist ihr Motor. "Wenn in meinem Alter noch etwas Neues zum Greifen nah ist, mache ich das", sagt Daniela Ziegler (75). Just übernahm sie die Bühnenrolle des Fräulein Schneider im Dauerbrenner "Cabaret". "Durch den erstarkten Antisemitismus und den Rechtsruck hat das Stück wieder eine unglaubliche Aktualität bekommen", erklärt die Schauspielerin. "Die Geschichte dazu erzählen die Figuren Fräulein Schneider und Herr Schulz. Sie verlieben sich ineinander, wollen heiraten, aber da er Jude ist, löst sie die Verlobung."

Daniela Ziegler hatte "viele Affären"

BUNTE Magazin: Sie selbst sind weder verlobt noch verheiratet. Sehnten Sie sich nie nach einer Partnerschaft?

Ich bin nicht mit 18 oder 20 angetreten und habe gesagt: Ich bin ein Freigeist und will so leben. Das entwickelte sich im Laufe meines Lebens. Ich hatte viele Affären, aber wenige feste Beziehungen – auch wenn ich zweimal beinahe geheiratet hätte.

Warum nie der Traualtar?

Einmal bin ich weggelaufen. Und einmal hat es sich dann nicht ergeben. Heute sage ich: Gott sei Dank! Denn das hätte beide Male nicht funktioniert. Ich war stets mehr auf meinen Beruf fokussiert, statt darauf, mir ein familiäres Leben aufzubauen. Ich habe alle Kolleginnen wahnsinnig bewundert, die beides hinbekommen haben. Dazu war ich nicht in der Lage. Ich wuchs in einem Elternhaus auf, in dem sich die Eltern nicht haben scheiden lassen, aber eine heftige Ehe führten. Das war vielleicht auch nicht unbedingt ein Vorbild. Es knallte oft, aber meine Eltern konnten nicht ohneeinander. Eine große Liebe, aber auch großes Aggressionspotenzial.

"Das Einzige, das ich bedauere, ist kein eigenes Kind zu haben"

Was bedauern Sie?

Das Einzige, das ich bedaure, ist kein eigenes Kind zu haben. Ich komme zwar aus der 68er-Zeit, in der viele Frauen sagten: Mein Bauch gehört mir und ich kann auch ohne festen Partner ein Kind kriegen. Das kam für mich nie infrage. Wenn, dann wollte ich auch den Vater zum Kind, eine Familie. Das hat sich nicht ergeben.

Sie stehen seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne. Wie blicken Sie darauf?

Ich habe bisher ein schönes, reiches Berufsleben gehabt – und ich hoffe, es geht noch weiter! Ich habe einige Erfolge genießen dürfen. Es ist wunderbar, wenn man so viel Achtung, Liebe und Respekt für seine Arbeit, sei es auf der Bühne oder vor der Kamera, bekommt. Das Schöne auf der Bühne ist natürlich der direkte Kontakt zum Publikum, dass man spontan viel zurückbekommt.

In Ihrem Alter genießen andere den Ruhestand.

Den "Ruhe-Stand" genießen? Das wäre nichts für mich. Dafür bin ich immer viel zu aktiv gewesen. Ich muss immer in Bewegung bleiben. Die beiden Corona-Jahre waren für mich ganz schrecklich, ich hatte nichts zu tun. Als sie vorbei waren, dachte ich: "So, das war es, jetzt bist du über 70, wer will jetzt noch was von dir?" Ich merkte, wie ich anfing, zu hutzeln. Sprich, ich hatte das Gefühl: Jetzt werde ich alt. Ich hatte schon über einen Plan B nachgedacht, darüber, was ich machen soll. Zum Glück kam dann 2021 das nächste Engagement und seitdem habe ich gearbeitet – bis heute.

Daniela Zieglers engstes Umfeld ist "kurz hintereinander weggestorben"

Müssten Sie noch etwas machen?

Sie meinen, ob ich von meiner Rente leben könnte? Nein, wer kann das schon? Ich war nie sparsam, reise gern und lade gern Freunde ein oder mache ihnen eine Freude. Ich habe nicht das gute Händchen für Finanzen. Aber ich kann mir das – Gott sei Dank – leisten, da ich sehr viel arbeiten durfte. Und heute bin ich nur noch für mich selbst verantwortlich. Der Kreis meiner Liebsten wurde zuletzt auch immer kleiner.

Sie hatten einige Verluste, mit denen Sie umgehen mussten?

Im Juni 2016 starb meine Mutter kurz vor ihrem 96. Geburtstag. Im Februar 2017 starb mein Bruder im Alter von 65. Im selben Monat starb meine beste Freundin hier aus Berlin, mit der ich viel Zeit in St. Tropez verbracht habe. Dann verstarben ein ehemaliger Lebensgefährte und eine sehr gute Freundin von mir in Hamburg, eine Pianistin, von der ich musikalisch sehr viel gelernt habe. Mein engstes Umfeld ist kurz hintereinander weggestorben. Das war ein Wahnsinnseinbruch, an dem ich ganz schön zu knabbern hatte.

"Was ist die Botschaft?"

Wie sind Sie da rausgekommen?

Ich habe versucht, es selbst zu bewältigen, und mich auf das besonnen, was ich für mich brauche: für mein Leben, für meinen Körper, für meinen Geist. Ich versuchte, mich wieder freizumachen von all dem, was da jetzt an Drückendem und auch natürlich Traurigen geschehen ist. Natürlich fragte ich: Was ist die Botschaft?

Haben Sie eine Antwort gefunden?

Ich habe für mich herausgefunden, dass ich allein sehr gut leben kann. Ich brauche keinen familiären Rückhalt. Die Menschen, mit denen man sich zusammen erinnert, die fehlen. Aber Freunde sind seitdem in meinem Leben noch wichtiger geworden.

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